GÖTTLICHE BARMHERZIGKEIT – so nahe wie noch nie zuvor // Auf nach Krakau
Wenn wir an
Jesus denken, welches Bild haben wir vor Augen? Sehen wir das Neugeborene aus
dem Stall Betlehem, welches liebevoll im Schoß Mariens liegt? Erscheint uns ein
Bild vom jugendlichen Jesus, der ohne die Kenntnis der Eltern in der Synagoge
Schriftgelehrte belehrt? Oder sehen wir den Jesus vom Kreuz, welcher inmitten
der Todesqual der Sünder gedenkt und beim Vater um Vergebung bittet? Oder aber
erscheint uns ein Bild vom siegreichen Jesus, der im österlichen Glanz zu
seinem Vater aufsteigt? Ja, wir brauchen alle diese Bilder.
Die Tage, wo
einfach nichts gelingen will und wir uns total unbrauchbar fühlen, bringen in
uns wieder nostalgische Grundbedürfnisse hervor, wie Geborgenheit und
Sicherheit, welches ein Säugling im Schoße seiner Mutter findet. In dieser Zeit
kann es nicht schaden, den Blick auf das kleine Jesuskind zu richten, auf die
aufstrahlende Sonne, welche mit der Zeit immer mehr an Leuchtkraft bekommt.
An anderen Tagen, an Tagen des Ungehorsams, sind vor allem wir Jugendliche der
Gefahr ausgesetzt, uns in Auseinandersetzungen zu verstricken, die später nicht
mehr so leicht zu lösen sind. Menschlich ist es allemal, dass man hin- und
wieder „aus Prinzip“ trotzig gegenüber den Eltern oder Autoritätspersonen
auftritt. Auch hier schadet es nicht, wieder einen Blick auf Jesus zu werfen –
diesmal auf den 12-jährigen Jesus im Tempel. Das Lukas-Evangelium berichtet,
dass Jesus in Jerusalem zurückblieb, ohne dass es seine Eltern merkten, obwohl
er genau wusste, wann man den Heimweg wieder antreten muss. Nachdem sie ihn
aufgefunden haben, nimmt er zunächst die Besorgnis der Eltern zur Kenntnis,
ohne sich groß recht zu fertigen. Im Abschluss schreibt der Evangelist Lukas
„Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam“. Und er
war ihnen gehorsam. Gehorsam ist ein riesiges Wort. Es verlangt zunächst einmal
die richtige innere Haltung und ein Gefühl der Solidarität. Das sogenannte Sich-Einfügen, wie
es uns bereits Jesus in seinen Jugendjahren vorgezeigt hat. Er hat sich als
Mensch, trotz seiner Gottesnatur, perfekt an die Gruppe (der Menschen, aus
Solidarität, angepasst, auch wenn er vielleicht nicht immer von Ideen oder
Handlungen - auch seitens der Eltern - überzeugt war).
Wiederum andere Erfahrungen wollen aus uns das Leben aussaugen und die Tür
aller Hoffnung verschließen. Solche Versuchungen und scheinbar hoffnungslosen
Situationen können auf menschlicher Ebene unmöglich gelöst werden – der Verstand
kommt da unmöglich mit. Ein Blick auf unseren Erlöser am Kreuz lehrt uns, dass
der sterbende Jesus bei den letzten Atemzügen für seine Verurteiler,
die ihm noch die letzten spottenden Worte zuschreien, um Vergebung beim Vater
bittet. Ja, gibt es sowas? Ein Sterbender schenkt, in seinen Sterbensmomenten,
Leben - in dem er um die Verzeihung der (Tod)Sünden bittet. Lassen auch wir uns
immer wieder erneut beschenken.
All diese Bilder verbindet Eins: Barmherzigkeit
Das kleine Jesuskind ist ebenso Barmherzigkeit wie der jugendliche Jesus. Das
kleine Jesuskind als Barmherzigkeitsgeschenk von unserem Vater für uns.
Auserwählt, vom Vater, um der Welt zu zeigen, dass wir auserwählt sind. Der
jugendliche Jesus, der aus reiner Barmherzigkeit und Wohlwollen, mit dem
richtigen Vorsatz, seinen Eltern den Alltag erleichtern will. Der Jesus am
Kreuz, mit seinem barmherzigen Blick vom Kreuz, den Sündern vergebend. Der
siegreiche Jesus, der uns aus Barmherzigkeit das ewige Leben schenkt und uns in
sein Licht mithineinzieht.
Was
ist passiert in den Jahrhunderten, dass Jesus diese so wichtige Nachricht der
Barmherzigkeit auffrischen musste? Die heilige Faustina Kowalska wurde als
Empfängerin ausgewählt, um der Welt die offenbar in Vergessenheit geratene
Wichtigkeit der Barmherzigkeit zu überbringen. Mit den Worten „Zeichne mich, so
wie du mich siehst. Ich will, dass die ganze Welt dieses Bild von mir sieht“,
hat Jesus Faustina seinen Auftrag übermittelt. Das Gnadenbild vom Barmherzigen
Jesus ist das vermutliche bekannteste Jesusgemälde bis dato. Ein Bild, das all
seine Lebensjahre und sein Wirken umfasst.
Im Jahre 1943 -
zehn Jahre nach dem Malen des ersten Bildes des Barmherzigen Jesus in Vilnius,
Litauen, und fünf Jahre nach dem Tod der Schwester Faustina in Krakau - hat sich
im Orden der Muttergottes der Barmherzigkeit in Krakau – Lagiewniki - der
Kunstmaler Adolf Hyla gemeldet.
Er wollte ein Bild anfertigen und es der Ordenskapelle als ein
Dankbarkeits-Weihegeschenk für die Rettung seiner Familie aus den Kriegsunfällen schenken.
Die Schwestern haben das Malen des Bildes vom Barmherzigen Jesus vorgeschlagen.
Sie haben dem Künstler als Muster das erste Bild, das von Kazimirowski in der
Beteiligung der Schwester Faustina gemalt worden war, vorgestellt. Sie haben
auch die Beschreibung des Bildes, die in dem Tagebuch der Hl. Faustina gegeben sind, beigefügt. Der Künstler hat das
Werk nach seinem eigenen Einfall gemalt. Weil das geschenkte Bild wegen seiner
Größe zum Altar in der Kapelle der Schwestern nicht gepasst hat, hat die Mutter Irena Krzyzanowska das zweite
Bild bestellt. Dieses Bild wurde im Jahre 1944 geweiht und in der Ordenskapelle
in Krakau untergebracht, wo es bis heute verehrt wird.
Im Jahr 2000 hat
der hl. Papst Johannes Paul II. Sr. Faustina heiliggesprochen:
„Meine Freude ist fürwahr groß, der
ganzen Kirche heute das Lebenszeugnis von Schwester Faustyna
Kowalskagewissermaßen als Geschenk Gottes an unsere Zeit vorzustellen. Die
göttliche Vorsehung hat das Leben dieser demütigen Tochter Polens ganz und gar
mit der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts verbunden, das wir gerade
hinter uns gelassen haben. So hat ihr Christus zwischen dem Ersten und dem
Zweiten Weltkrieg seine Botschaft der Barmherzigkeit anvertraut. Diejenigen,
die sich daran erinnern, weil sie Zeugen der Ereignisse jener Jahre waren und
das schreckliche Leid von Millionen von Menschen miterlebten, wissen nur zu
gut, wie notwendig die Botschaft von der Barmherzigkeit
war“ hl. Johannes Paul II.
Der hl. Johannes Paul II.,
welcher ja selbst in Krakau seine Heimatstätte hatte, von wo er sich auf den
Weg zum Konklave machte, sagte einmal: "Hier, in diesem Land bin
ich geboren. Hier, in Kraków, habe ich den Großteil meines Lebens verbracht
(...) Hier auch habe ich die Gnade der Berufung zum priesterlichen Dienst
erfahren (...). Hier auch, in der Wawel-Kathedrale wurde mir die Bischofsweihe
erteilt“. Nicht zuletzt ist ja J.P. II. der Initiator des WJT
schlechthin. Der Kreis schließt sich nun. wenn man bedenkt, dass heuer der
amtierende Papst Franziskus das Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen hat und dass
der derzeitige Erzbischof von Krakau jahrelang persönlicher Sekretär
des Hl. Johannes Paul II. war.
Lasst uns den Worten des hl. J.P. II.
gerecht werden:
"Ihr seid die
Zukunft der Welt!" Ihr seid die Hoffnung der Kirche!
"Ihr seid
meine Hoffnung!"